Georg Lurich | Namenspatron

Georg Lurich | Namenspatron
Georg Lurich, circa 1895

Georg Lurich (geb. in Väike-Maarja, Estland, 1,76 m, 90 kg) war ein Kraftrecke von nicht alltäglichem Format. Seine Erscheinung war imposant und wurde von vielen Bildhauern als Modell gewünscht. Der Berliner Professor Begas erklärte, er hätte niemals eine so schöne und proportionierte Männergestalt wie die Lurichs gesehen. Die „Illustrierte Zeitung“ vom 8. November 1900 schrieb: „Georg Lurich … verfügt über einen geradezu idealen schöngewachsenen Körper, der keine Spur von Fettansatz aufweist und nur aus Sehnen und Muskeln zu bestehen scheint. Eine 80 kg schwere Stange wurde von ihm mit einer Hand 15-mal von der Schulter zur Armhochstrecke gestoßen. … Lurich ist ein gebildeter junger Mann und spricht geläufig sechs Sprachen. Seine Lebensweise ist von musterhafter Mäßigkeit.“
Auch andere Quellen schreiben Lurich einen polyglotten Charakter (bis zu zwölf Sprachen) zu und beschreiben ihn außerdem als komischen Kauz. So ließ er sich seine Gage grundsätzlich nur in Goldstücken auszahlen. Diese trug er dann lose bei sich und bezahlte alles und jedes mit so einem Goldstück. Er war imstande, in einem Kaffeehaus für einen Kaffee, der nur einige Heller kostete, ein Zehn-Kronen-Goldstück hinzulegen.
Einig sind sich alle Quellen darüber, dass Lurich sowohl im Ringen als auch im Gewichtheben großartige Leistungen vollbrachte. Viele seiner Rekorde erreichte er mit Übungen, die heute nicht mehr im Kraftsport üblich sind. Eine seiner Kraftleistungen bestand darin, in der linken Hand eine Kugel mit 100 Pfund und in der rechten eine mit 105 Pfund zu halten, mit diesen Kugeln in der Hand eine tiefe Kniebeuge zu machen und dann die Gewichte zur Hochstrecke zu bringen. Als Ringer arbeitete Lurich ständig an der Verbesserung seiner Technik und erforschte neue Griffe und Tricks, die er in ernsten Kämpfen gleich ausprobierte. So unterlag er oft Gegnern, die ihm sportlich eigentlich nicht gewachsen waren. Trotzdem musste er immer wieder neue Dinge erproben und nach neuen Gegnern suchen, um sich mit ihnen zu messen.
Er kam durch die ganze Welt und starb in den Wirren der Russischen Revolution im Alter von 44 Jahren in der kaukasischen Stadt Armawir an Flecktyphus.
In Estland spielt Georg Lurich bis heute eine bedeutende Rolle nicht nur im sportlichen, sondern auch im nationalen Bewusstsein der um Identität ringenden Esten.

22. April 2016 – 140. Geburtstag von Georg Lurich

Die Gemeinde Väike-Maarja arbeitet seit einiger Zeit an einem Georg-Lurich-Denkmal, welches zum 140. Geburtstag des berühmten Sohnes der Gemeinde eingeweiht werden soll. Hierzu existiert bereits ein 2,5 m hohes Modell und Ende Dezember 2014 wird auch die Bronze-Skulptur fertiggestellt sein. 2015 wird mit den Granit-Arbeiten des Denkmals weitergemacht: Georg Lurich wird auf einem Erdball stehen, der sich wiederum auf eine Ringermatte stützt. www.v-maarja.ee/index.php

Im Jahr 2006 war der 130. Geburtstag Georg Lurichs

Am 22. April 2006 wurde in Väike-Maarja, West-Virumaa, Estland, der 130. Geburtstag Georg Lurichs gefeiert.
Zu Ehren des estnischen Nationalhelden fanden am 21. April 2006 eine Konferenz und am 22. April 2006 ein großes Sportfest statt. Zu Gast waren der damalige Präsident der Republik Estland, Arnold Rüütel, sowie die Präsidenten des nationalen olympischen Komitees und des nationalen Ringer-Verbandes. Der Sport-Club Lurich aus Berlin war zu diesen Feierlichkeiten ebenso eingeladen. Wir haben die Geschichte des Vereins seit 1902 und unsere derzeitigen Aktivitäten präsentiert. Alle geladenen Gäste wirkten mit bei der Eröffnung des „Georg-Lurich-Nordic-Walking-Pfades“.

Wer sich für die Person Georg Lurichs und deren Bedeutung für unsere europäischen Nachbarn interessiert, möge den Vortrag von Kalle Voolaid, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Estnischen Sportmuseums in Tartu, studieren. Kalle Voolaid hat bereits im November 2003 im Kreuzberg Museum über Georg Lurich referiert. Er leitete seinen Vortrag damals wie folgt ein: